Viele Pilger sind traurig, wenn sie wieder nach Hause müssen und wären gerne geblieben.

Nicht Wenige kehren zurück auf den Camino.

Was begeistert die Menschen so an diesem Weg?

 

Eine ganz normale Begebenheit auf dem Camino: in der kleinen Privatherberge hat der Koch frei, darum gibt’s heute Abend dort leider nichts zu essen – es sei denn, wir kochen selbst. Der Pilger hinter mir sagt, er wäre Koch aus Ungarn und könnte das gerne übernehmen, wenn wir zusammen helfen und die Ausgaben teilen.

Seine Augen glänzen, er ist ganz begeistert von seiner Idee. Alle haben mitgemacht! Die einen gingen zusammen einkaufen, die anderen haben freudig geschnippelt in der Küche, ich habe geholfen, die Tische ins Freie rauszutragen.

Am Abend saßen wir dann an einer langen Tafel und genossen ein köstliches Abendessen bei Sonnenuntergang. Es war lustig, romantisch und inspirierend – einfach himmlisch! Wir sind noch lange gesessen bei Kerzenschein und haben den Weg und das Leben besprochen, jeder in seiner Sprache, teils mit Übersetzung, teils ohne.

Obwohl wir uns ein paar Stunden vorher komplett fremd waren.

 

Es ist ein Gefühl der Verbundenheit da:

Solche Begebenheiten gibt es oft auf dem Jakobsweg. Man ist füreinander da und hilft sich; die Menschen reden miteinander, sind offen und interessieren sich für den anderen. Man redet über persönliche und emotionale Themen, die man sonst kaum mit einem Fremden teilen würde. Woran das wohl liegt?

  • keine Statussymbole: Kleidung spielt keine Rolle, alle sind im Pilger-Outfit
  • kein Vergleich möglich, dadurch keine Konkurrenz: niemand weiß, welchen Job der andere hat, ob arm oder reich
  • einfach Mensch sein: Alter und Familienstand sind nicht relevant, jeder wird so genommen wie er ist
  • gemeinsame Sinnhaftigkeit: alle haben das selbe Ziel, gehen denselben Weg; jeder hat einen ganz persönlichen Grund dafür
  • gemeinsame Bedeutsamkeiten: wichtig ist das Wetter, der nächste Ort und die Herberge für heute Abend
  • gemeinsames Tempo: alle gehen zu Fuß, vielen Pilgern begegnet man immer wieder, weil man grundsätzlich imselben Tempo unterwegs ist, einen ähnlichen Rhythmus hat

Dadurch entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens untereinander. Jeder ist frei, es gibt keine Zwänge und doch fühlt man sich verbunden, denn auch der andere ist ein Pilger unterwegs auf dem selben Weg.

 

Unser Alltag zuhause

Im Gegensatz dazu steht unser daily life: die Welt dreht sich gefühlt immer schneller, die Anforderungen im Job werden höher, die Wochenenden kürzer, das Geld weniger und man hat das Gefühl, teilweise auf der Strecke zu bleiben.

Jeder kennt jemand, der im Burn-Out gelandet ist. So kann es nicht weitergehen, das spüren wir alle!

Gerald Hüther, der bekannte Hirnforscher, tritt für einen Gesinnungswechsel ein. Nur wenn wir uns auf unser wahres menschliches Wesen besinnen, wird es uns allen nachhaltig besser gehen.

Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass sich jeder von uns einerseits nach Freiheit und Entfaltung und andererseits nach Verbundenheit und Geborgenheit sehnt. Wir kennen diesen Zustand, weil wir ihn als Säuglinge mit der Mutter erlebt haben.

 

Der Schlüssel Jakobsweg

Genau dieser Spirit wird am Jakobsweg spürbar. Alle sind Teil des Weges, verbunden mit den anderen Pilgern und trotzdem komplett frei zu tun und lassen, was man will. Auf der einen Seite geborgen in der Gemeinschaft der Pilger, auf der anderen Seite frei den Weg so zu gehen, wie es der eigenen Persönlichkeit entspricht.

Wir lernen und verändern uns in erster Linie über Erfahrungen. Wer diesen Spirit am Jakobsweg persönlich erlebt hat, wird das nie mehr vergessen und immer wieder auf den Camino zurückkehren.

Aber noch wichtiger: wer auf dem Jakobsweg war, der weiß, dass es möglich ist, das eigene Wesen zu leben und trotzdem Geborgenheit in der Gemeinschaft mit anderen zu erfahren. Das ist ein Geschenk. Das Geschenk des Caminos.

 

Und du?

Um was geht es dir? Fühlst du dich generell gut aufgehoben und bist frei, deine Persönlichkeit zu leben?

Wenn du jetzt nicht mit einem eindeutigen „Ja“ antwortest, lege ich dir ans Herz nach Spanien auf den Jakobsweg zu fahren. Es könnte dein Leben verändern. Buen Camino!

Wie geht es dir mit dieser Thematik? Schreib mir hier gleich unterhalb in den Kommentaren. Ich freue mich darauf und werde antworten.

 

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